Die Inflation ist da – höchste Zeit zu handeln
Wer hätte das gedacht? Auf mehr als 7 Prozent kletterte die Inflation, angeheizt von massiven Energiepreissprüngen, hierzulande im Frühjahr 2022. Ähnlich hoch wie im März 2022 war die Jahresinflationsrate vor der Wiedervereinigung in den alten Bundesländern zuletzt im Herbst 1981, als infolge der Auswirkungen des Ersten Golfkrieges die Mineralölpreise ebenfalls deutlich stiegen.
Das ist nur ein schwacher Trost. Verbraucher spüren die deutlich gestiegene Inflation derzeit vor allem beim Tanken und Heizen, aber auch an der Supermarktkasse. Doch auch die Sparer sind betroffen. Laut einer aktuellen Analyse der DZ Bank ist zwar das Geldvermögen der privaten Haushalte zuletzt auf ein Rekordhoch von 7,7 Billionen Euro gestiegen, doch der Großteil liegt weiterhin in kaum verzinslichen Anlageformen. So machen noch immer Bankeinlagen und Versicherungen mehr als zwei Drittel des Geldvermögens aus.
Einer repräsentativen Umfrage des Verbandes der Privaten Bausparkassen zufolge sparen die deutschen Verbraucher (42 Prozent) ihr Geld am liebsten auf dem Girokonto. Unverändert auf dem zweiten Platz liegt in der Gunst der Konsumenten das Sparbuch mit aktuell 35 Prozent. Auch wenn gegenüber älteren Umfragen dieser Prozentsatz sinkt, zeigen die Daten die Mentalität der Deutschen: Sicherheit vor Risiko.
Sparer werden doppelt bestraft
Doch in einem länger anhaltenden inflationären Umfeld wird das Vermögen extrem an Wert verlieren, und zwar in der Größenordnung von Inflation abzüglich Nominalzinsen. Da letztere in Europa noch immer negativ sind, werden Sparer doppelt bestraft. Das Vermögen schmilzt rasant.
Die Folge: Wer nicht gegensteuert und sein Geld in Teilen am Kapitalmarkt anlegt, wird das langfristig negativ zu spüren bekommen. Deutschen Verbrauchern muss bewusst werden, dass sie auch ohne Negativzinsen schon heute de facto für das Sparen bestraft werden.
Wie sich bereits ein geringer Inflationsanstieg langfristig erheblich auswirken kann, zeigt folgende Beispielrechnung: Wer etwa 10.000 Euro für zwölf Monate zu einem Zins von 0,1 Prozent anlegt, verliert bei einer Inflationsrate von nur 0,4 Prozent real 30 Euro. Bei einer Teuerungsrate von 1,5 Prozent läge der reale Verlust dagegen schon bei rund 140 Euro. Und bei einer Inflation von 5 Prozent sind es sogar 490 Euro in nur einem Jahr!
Runter vom Sparbuch und Girokonto
Doch die gute Nachricht lautet: Sparer können gegensteuern. Es gibt Anlage-Alternativen, die bei entsprechend langem Atem nicht nur die Inflation ausgleichen, sondern auch eine Realrendite abwerfen können. Dazu zählen Aktien ebenso wie Immobilien sowie andere Sachwerte. Aber auch inflationsgeschützte Anleihen können ein geeignetes Instrument sein.
Die Sicherheit der Geldanlage sollte stets im Kontext mit anderen Prämissen betrachtet werden. Aus diesem Grund sollten Verbraucher bei einer langfristigen Geldanlage auch höher rentierende Anlageformen wählen. Das Ziel der langfristigen Geldanlage sollte realer Kapitalerhalt sein, so dass das Vermögen nach Inflation, Steuern und Kosten nicht schrumpft. Für ein darüber hinaus gehendes Wachstum ist ebenfalls eine höhere Rendite erforderlich.
Einfluss auf Vermögensstruktur überprüfen
Die meisten Verbraucher sind allerdings überzeugt, mit ihren bisherigen Maßnahmen aus gesetzlicher Rente, Riester-Rente und betrieblicher Altersvorsorge ausreichend vorgesorgt zu haben. Aus unserem Beratungsalltag wissen wir jedoch, dass viele Sparer und Anleger den Kaufkraftverlust durch die Inflation nicht bedacht haben. Anleger sollten deshalb regelmäßig überprüfen, wie sich eine höhere Inflation auf ihre Vermögensstruktur auswirkt.
Solch ein regelmäßiger Status-quo der Finanzen ist gerade im aktuellen Umfeld dringend empfehlenswert. Viele Sparer haben in vielen ihrer Vorsorgeprodukte oftmals weder den Kaufkraftverlust durch die Inflation noch die durch die derzeitige Niedrigzinsphase womöglich unprofitable Entwicklung mancher Anlagen berücksichtigt.
Sparer müssen also umdenken: Eine höhere Rendite gibt es nur unter Inkaufnahme höherer Risiken. Das setzt einen professionellen Risikotest und ein intensives Beratungsgespräch voraus. Sinnvoll ist es deshalb, professionelle Unterstützung von CFP®-Zertifikatsträgern in Anspruch zu nehmen. Die Professionals verfügen über die anerkannt beste Ausbildung im Finanzbereich und haben die entsprechenden Kenntnisse und die notwendigen Tools zur Verfügung, um eine vollständige Bestandsaufnahme zu erarbeiten und Sparer und Anleger damit, individuell und unabhängig auf deren Bedürfnisse zugeschnitten, zu beraten.
Quelle: Prof. Dr. Rolf Tilmes, EFA, CFP® | Financial Planning Standards Board Deutschland e.V.