Börsen zwischenzeitlich auf Rekordkurs
Die Aktienmärkte erreichten im 3. Quartal neue Höchststände, konnten diese aber nicht bis in den Oktober halten. Anziehende Corona-Zahlen, die angekündigte Straffung der Geldpolitik und China-Sorgen führten zuletzt zu einer Abkühlung. Auch der Ausgang der Bundestagswahl hatte nur kurz einen positiven Effekt. Langfristig ist der Ausblick der Marktexperten aber positiv. Die Rahmenbedingungen für Wachstum bleiben stabil und die Erholung der Unternehmens-gewinne spiegeln dies auch wider.
Bundestagswahl hat kaum Einfluss auf Märkte
Der Ausgang der Wahlen in Deutschland hat internationale Anleger kaltgelassen und selbst den DAX nicht nachhaltig beeinflusst. Von den möglichen Regierungskoalitionen wird kein entscheidender Kurswechsel erwartet - zumindest was das Ausland betrifft. Deutschland wird ein verlässlicher Handels-partner bleiben und im Verhältnis zu den großen Industrienationen sollte sich nichts Grundlegendes ändern. Da fällt auch nicht ins Gewicht, dass sich die Koalitionsbildung als schwierig und langwierig herausstellen könnte. Wie so häufig nach Wahlen gilt die Phrase „Politische Börsen haben kurze Bei-ne“. Viel wichtiger für die nächsten Monate sollten also Faktoren wie die Geldpolitik, Entwicklung der Unternehmensgewinne, Inflation und Konjunktur bleiben.
Federal Reserve stellt Straffung der Geldpolitik in Aussicht
Die US-Wirtschaft hat sich aus Sicht der US-Notenbank Fed in den vergangenen Monaten weiter von ihrem Corona-Einbruch erholt. Wie Fed-Chef Jerome Powell Ende September erklärte, hatten sich die Arbeitsmarktdaten zuletzt weiter verbessert. Die stark gestiegene Inflation halten die Währungshüter eher für ein kurzfristiges Phänomen, getrieben von Engpässen in einigen Wirtschaftsbereichen im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung nach der Corona-Krise. Mögliche Zinserhöhungen stellte Powell frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht. Und dies auch nur, wenn sich an den Rahmenbedingungen nicht grund-sätzlich etwas ändert. Zugleich bereitet die Fed die Finanzmärkte darauf vor, dass das in der Corona-Krise gestartete große Wertpapierkaufprogramm womöglich noch in diesem Jahr heruntergefahren wird. Die Zentralbank schickt sich also an, den an-haltenden Krisenmodus langsam zu verlassen.
Europa weiter auf Erholungskurs
Die guten Zahlen aus europäischen Unternehmen wurden von Anlegern mit neuen Börsen-Rekordständen Anfang September goutiert. Erst zum Ende des Quartals kühlte die Euphorie wieder etwas ab. Wie erwartet gingen mit Anbruch der kälteren Jahreszeit die Corona-Zahlen wieder leicht in die Höhe und die Lieferengpässe bei wichtigen Wirt-schaftsgütern wie Computerchips sorgten teilweise für Produktionsausfälle. Im Euroraum kam als dritter Belastungsfaktor ein Preisanstieg für Gas und Strom hinzu, der einen zusätzlichen Kostenschub für sämt-liche Wirtschaftsbereiche nach sich zieht. Diese Effekte drücken zwar aktuell auf die Stimmung, sollten aber mittel- bis langfristig überwunden wer-den. Mit einer raschen Zinserhöhung durch die EZB ist weiterhin nicht zu rechnen. Niedrige Zinsen wer-den als Konjunkturprogramm für Unternehmen im Euroraum also noch länger bestehen bleiben.
Chinesische Aktien leiden unter Regulierung und „Evergrande“
Die chinesische Wirtschaft wurde in den letzten Monaten durch eine striktere Regulierung der Behör-den in Peking geprägt. Ins Visier der Regierung gerie-ten dabei auch die chinesischen Technologieriesen, deren Monopolstellung im Markt schon länger kriti-siert wurde. Von einer der letzten Entscheidungen aus Peking waren aber auch private Bildungsunter-nehmen betroffen, die zukünftig ihre Dienstleistun-gen nur noch gemeinnützig anbieten dürfen. Mit diesem Schritt will Peking für mehr Bildungsgerech-tigkeit sorgen und die häufig sehr teuren Angebote für die gesamte Bevölkerung zugänglich machen. Weitere Regelungen betrafen insbesondere die Themen Umweltschutz und CO2-Einsparung. Ziele also, die auch für westliche Beobachter nachvoll-ziehbar sind. Trotzdem sorgt die Vehemenz des Durchgreifens und die schwierige Vorhersehbarkeit weiterer Regulierungsschritte für Unsicherheit. Ver-stärkt wird diese noch durch die Krise des Immobili-enentwicklers „Evergrande“. Marktbeobachter hof-fen hier weiterhin auf ein rasches Eingreifen der Regierung. Die chinesische Zentralbank pumpte in den letzten Wochen zwar bereits Milliarden Dollar in die Finanzmärkte, ein klares Bekenntnis aus Peking zur Rettung des Konzerns ist vorerst aber ausgeblie-ben. Die Volatilität an asiatischen Aktien könnte also noch die nächsten Wochen hoch bleiben, an den perspektivischen Wachstumsaussichten ändert dies aber vorerst nichts.
Anleiheanleger finden positive Renditen in Schwellenländern
Das angekündigte Herunterfahren der Anleihekäufe durch die Notenbanken hat Anleiheinvestments in den westlichen Industrienationen belastet. Staatsan-leihen werden es in diesem Umfeld auch in den nächsten Monaten schwer haben und selbst Unter-nehmensanleihen mit Investmentgrade-Bewertung könnten im Vergleich zum ersten Halbjahr schwä-cher abschneiden. Anleiheexperten und Fondsma-nager tendieren daher aktuell stärker zu Hochzins- und Schwellenländer-Anleihen, die auch im abgelau-fenen Quartal schon zu den Renditebringern im Ren-tensegment gehört haben. Die wirtschaftliche Erho-lung nach Corona hat sich hier bereits positiv auf die Ausfallraten ausgewirkt und für eine robuste Ent-wicklung der Gesamtrenditen geführt.
Fazit
Nach einem rekordverdächtigen ersten Halbjahr 2021 scheint das Wachstum zuletzt ins Stocken geraten zu sein. Betrachtet man aber das Gesamtbild und insbesondere Unternehmensdaten, zeigt sich, dass der Erholungskurs weiter intakt geblieben ist. Auch wenn die Corona-Krise wahrscheinlich noch lange nicht ausgestanden ist, nehmen die meisten Regierungen weltweit Abstand von Lockdowns oder anderen harten Maßnahmen, wie im Vorjahr oder öffnen die Wirtschaft bereits komplett. Dieses größte Risiko für das Wachstum ist für die Börsen daher auch kaum noch von Relevanz. Weitere belastende Themen, wie Inflation, Lieferengpässe, chinesische Regulierung und Evergrande-Krise haben zwar das Potential kurzfristig für Schwankungen zu sorgen, auf lange Sicht zeichnet sich aber eine Fortführung der wirtschaftlichen Erholung ab. Die fiskalische und geldpolitische Unterstützung durch Regierungen und Notenbanken sollte den globalen Börsen ebenfalls weiter Auftrieb geben. Mit Blick auf die schwache Entwicklung von Zinsanlagen, Anleihen und der hohen Inflation, führt für Anleger daher kaum ein Weg an Aktieninvestments vorbei.